Presseberichte

Wie Kinder in der Kerzenwerkstatt in Elsen Osterfackeln herstellen

Paderborn-Elsen. Der Geruch von Wachs hängt in der Luft. Auf dem Tisch liegen Holzstäbe, Jutestücke und Einmalhandschuhe. Gleich wird die Kerzenwerkstatt „Idee und Genuss“ von Corinna Helbing mit Leben gefüllt. Zehn Kinder sind schon ganz gespannt darauf, was sie in den nächsten rund eineinhalb Stunden erwartet, bevor Mama sie wieder abholt.

Denn passend zu Ostern steht beim Ferien-Workshop die Herstellung von Osterfackeln auf dem Programm. Mitarbeiterin Anne Kemper verteilt an die aufgeregten Teilnehmer Wachsplatten. Daraus werden mittels Schablonen die verschiedenartigsten Motive nach Lust und Laune gefertigt.

»Schon tausend Mal dabei«

Der Osterhasemuss mit drauf: Tim Harasta verziert seine Fackel aus Wachsmit einem orangefarbenen Exemplar. Der Sechsjährige möchte die selbst hergestellte Fackel an Ostern am Stockbrot-Feuer entzünden.Auch Erik Macioßek sitzt wieder mit am Tisch. Der Achtjährige ist schon so etwas wie ein alter Hase. „Ich war bestimmt schon tausend Mal dabei“, sagt der Steppke und lacht. Er sei schon mit seiner Oma in der Kerzenwerkstatt gewesen, als es um die Taufkerze seiner kleinen Schwester Ida gegangen sei, plaudert er. An diesem Tag hat er ganz fest eine Osterfackel im Visier – wie im vergangenen Jahr auch. „Kerzen zu ziehen und Fackeln selber herzustellen macht Spaß, weil ich sie so gestalten kann und die Motive aufkleben kann, wie ich es möchte“, sagt der junge Elsener. In diesem Jahr setzt er auf kleine Sterne, zwei Kleeblätter und natürlich passend zum Fest – auf Osterhasen. Auch der sechsjährige Tim will endlich seine Fackel. Seine Mutter Silke Harasta, die ein bisschen auf die Kindergruppe aufpasst, weiß warum. „Er hat die Fackel voriges Jahr bei seinem Freund Erik gesehen“, sagt die 38-Jährige, die lieber nur zuschauen will. Für seine Fackel formt Tim kleine bunte Eier und Osterhasen. „Ich bastele auch Zuhause sehr viel“, sagt er . In der Kerzenwerkstatt mache ihm auch das Matschen viel Spaß. Doch bevor die Kinder die Jutestreifen in den gelben, grünen oder roten Wachsbehälter eintauchen dürfen, müssen sie die Einmalhandschuhe überstreifen. „Das Wachs hat eine Temperatur von 70 Grad“, warnt Corinna Helbing. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Jutestücke um einen Holzstab gewickelt. Beim Eintauchen in die Wachsbehälter ist ein bisschen Geduld und Wachsamkeit gefordert. Zwischen zehn und zwanzig Mal verschwinden die angehenden Osterfackeln im farbigen Wachs, damit das Wachs Schicht für Schicht zunehmen kann.

Zwei Jungs tauchen bei der Herstellung die Fackel in einen Bottich mit rotem WachsDas matscht: Zwei Jungs tauchen bei der Herstellung die Fackel in einen Bottich mit rotem Wachs.     Der Fantasie freien Lauf lassenDer Fantasie freien Lauf lassen: Inhaberin Corinna Helbing (l.) schaut Britta Gockel aus Salzkotten beim Gestalten einer Fackel über die Schulter.

»Ich lerne jeden Tag dazu«

„Ihr dürft die Stäbe nicht zu lange hereinhalten, dann löst sich das Wachs oben ab“, lautet der Tipp von Corinna Helbing. Eine Minute Wartezeit, dann wird erneut eingetaucht. Je dicker die Fackel, desto länger brenne sie. Manchmal sogar solange, dass man sie mit Wasser löschen müsse, weiß sie. Auch, wenn sie fast täglich Gäste in ihrer Werkstatt hat, macht ihr die Arbeit immer noch Spaß. „Ich lerne jeden Tag dazu“, stellt sie fest. Den Brauch hat die Wahl-Elsenerin aus ihrer Geburtsstadt Hamburg nach Ostwestfalen gebracht. „An Nord- und Ostsee ist das richtige Tradition. Das wollte ich auch hier machen“, sagt die gelernte Dekorateurin, die sich später zur Kommunikations- und Graphikdesignerin hat weiterbilden lassen. Auch dem einzigen Mädchen in der Runde macht das Programm in der Kerzenwerkstatt Spaß. „Fackeln herzustellen geht schneller als das Kerzenziehen“, stellt Britta Gockel aus Salzkotten fest. Nach dem Verzieren und Dekorieren der Fackeln mit den individuell geformten Motiven aus Wachs sind die Fackeln fertig. Erik weiß genau, was mit seiner passieren wird. „Die werde ich an Ostern ins Osterfeuer halten und dann damit nach Hause laufen“, sagt er. Klingt irgendwie ein bisschen nach Olympia in Elsen.

Was aus Wachs alles wächst

In der Kerzenwerkstatt in Elsen können Einzelpersonen und Gruppen ganz individuell ihre Kerze gestalten. In den Schulferien finden Workshops für jeweils zehn Kinder vormittags und nachmittags statt. In eigener Regie oder auf Bestellung können Kommunion-, Konfirmations- und Taufkerzen sowie Jubiläums-, Geburtstags- und Osterkerzen hergestellt werden. Auch ganz persönliche Hochzeitskerzen sind möglich. Die Kerzen werden im Tauchverfahren hergestellt. Der Docht wird dabei immer wieder in heißes Wachs getaucht – bis Schicht für Schicht die Kerze entsteht. Nach Elsen kommen auch Besucher aus Bielefeld, Rheda-Wiedenbrück und Verl. Nach Angaben von Inhaberin Corinna Helbing ist ihre Kerzenwerkstatt die einzige im Kreis Paderborn, die mit Wachs arbeitet und nicht nur Zulieferer ist.

Quelle: Neue Westfälische vom Freitag, dem 29. März 2013 von Andereas Götte | Fotos:Reinhard Rohlf